Möwen an der Ostsee

An der Küste steht man mit ihnen auf, verteidigt gegen sie seine Snacks, beschimpft sie schon mal als „Schietvögel“ und mag sie dennoch gern. Kein Tier der Ostsee­region steht so sehr im Fokus: Als Postkarten­motiv, Schlüssel­anhänger, Figur, aber eben auch als großer Fischbrötchen- und Snackdieb sowie „Lärmbelästiger“ ist diese Vogelart zu zweifelhaftem Ruhm gelangt.

„Die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen.“ schrieb Christian Morgenstern einmal.
Dabei gibt es nicht „DIE Möwe“, an der Ostsee fliegen verschiedene Möwenarten mit unter­schiedlichen Eigen­schaften durch die Lüfte. Wenn Sie genau hinschauen, werden Sie sie anhand gewisser Merkmale unterscheiden können.

Silbermöwe
Silbermöwe

Silbermöwe

Die Silbermöwe ist die häufigste Großmöwe in Nord- und Westeuropa und brütet für gewöhnlich in Kolonien am Boden unzugänglicher Inseln oder an Steilküsten. Während die nördlichen Populationen Zugvögel sind, verbleiben ihre Artgenossen in südlicheren Gefilden in der Nähe ihrer Brutgebiete.
Silbermöwen haben eine durchschnittliche Lebens­erwartung von 20 Jahren und können in Einzel­fällen sogar bis zu 30 Jahre alt werden. Nach vier Jahren haben Silbermöwen das adulte Federkleid komplett ausgebildet.
Da der höchste Punkt ihres Scheitels hinter dem gelben Auge liegt, wirkt ihr Blick meist grimmig.

Größe 55 bis 67 cm, Flügelspannweite von 125 bis 155 cm
Merkmale überwiegend weißes Gefieder
Flügel an der Oberseite silbergrau und an den Spitzen schwarz
kräftiger, gelber Schnabel, 44 bis 65 mm lang
Beine und Füße fleischfarben-rötlich
Augenfarbe gelb

Lachmöwe
Lachmöwe

Lachmöwe

Diese kleine Möwenart brütet überwiegend im Binnenland, zunehmend auch an Küsten, in Kolonien von 10 bis 1 000 Paaren in Wassernähe. Im Winter ist der Kopf der Lachmöwe weiß und teils dunkelgrau gefleckt. Zur Brutzeit und im Sommer ist der Kopf ausgewachsener Tiere dunkelbraun.
Lachmöwen haben eine Lebens­erwartung von bis zu 30 Jahren.

Größe 35 bis 39 cm, Flügelspannweite 86 bis 99 cm
Merkmale Gefieder weiß
Oberseiten der Flügel hellgrau, an den Spitzen schwarz
Schnabel und Beine rot

Sturmmöwe
Sturmmöwe

Sturmmöwe

Auch die Sturmmöwe brütet in größeren Kolonien meist am Boden und in Gewässernähe. Sie ist deutlich kleiner als die Silbermöwe und durch ihren feineren Bau gut von ihr zu unterscheiden.
Sturmmöwen werden in der Regel über 20 Jahre alt.

Größe 40 bis 45 cm, Flügelspannweite 100 bis 130 cm
Merkmale Gefieder überwiegend weiß, Oberseite bläulich-grau
Flügel mit weißem Hinterrand, an den Spitzen schwarz
Schnabel und Beine gelb
Augenfarbe braun, Augen von rotem Orbitalring umrandet

Mantelmöwe
Mantelmöwe

Mantelmöwe

Die Mantelmöwe ist die größte Möwenart Europas. Sie nistet einzeln oder in kleineren Kolonien auf Inseln oder an Felsklippen und ist dabei stark an die Meeresküste gebunden.
Mantelmöwen erreichen ein Alter von über 20 Jahren.

Größe 61 bis 78 cm, Flügelspannweite 145 bis 165 cm
Merkmale Gefieder weiß, Flügeldecken schwarz
Beine grau-rosa, im Sommer gelblich schimmernd
kräftiger, gelber Schnabel mit rotem Punkt an der Spitze
Augenfarbe blassgelb bis bernsteinfarben, Augen von rotem oder orangenem Orbitalring umrandet

Heringsmöwe
Heringsmöwe

Heringsmöwe

Die Heringsmöwe ist ein Zugvogel, der zu Teilen in Afrika und Asien überwintert. Sie brütet in Dünen und an flachen Küsten.
Heringsmöwen können bis zu 30 Jahre alt werden.

Größe 49 bis 57 cm, Flügelspannweite 118 bis 158 cm
Merkmale Gefieder weiß, Flügel und Rücken dunkelgrau
Beine gelb
gelber Schnabel, 40 bis 58 mm lang, mit rotem Punkt an der Spitze
Augenfarbe gelb, Auge von rotem Orbitalring umrandet

Lebensraum

Möwen sind weltweit an den Küsten und auch im Landes­inneren vertreten. In Deutschland brüten die Vögel nicht mehr nur auf dem Boden, sondern weichen – besonders in Städten – immer mehr auf Dächer und Gebäude aus. Vor allem bei Silber- und Sturmmöwen konnte man ein erhöhtes Aufkommen von Dachbruten feststellen. Dort können sie in Ruhe brüten, ohne dass Füchse oder Marder das Gelege bedrohen.
Im Winter kann man vor allem Lach- und Sturmmöwen in den Küsten­städten beobachten, da viele dieser Vögel in der Stadt überwintern.

Nahrung

Viele Möwenarten sind sogenannte Alles­fresser. Dabei besteht ihre Nahrung aus Fisch, Eiern, Krebsen und Muscheln, Insekten, Würmern, kleinen Vögeln, kleinen Säugetieren und Aas.

Möwenküken
Möwenküken 😍 - selten zu sehen
Möwe bevorzugt frischen Fisch
Wenn der mal in den Hals passt 😂
Möwen füttern verboten
Möwen füttern - vielerorts verboten

Warum sollte man Möwen nicht füttern?

Für die meisten Ostseebesucher sind Möwen Fluch und Segen zugleich, denn als Fotomotiv und maritimer Atmosphären-Schaffer gehören sie zur Küste wie das Meer. Doch wehe, sie haben es auf das frisch­gekaufte Fisch­brötchen, Eis oder die Portion Pommes abgesehen... Möwen sind neugierig und schlau – und sehr oft futter­neidisch.

Haben sie erst einmal gelernt, dass Menschen Fressbares bereit­halten und dieses auch verfüttern, helfen sie gelegentlich nach, wenn die „Fütterung“ aus Möwensicht nicht schnell genug geht. Mutige Tiere, welche dabei direkt aus der Hand fressen, sind den anderen Möwen gegenüber im Vorteil.

Aber Möwen sind schlichtweg nicht in der Lage zu erkennen, wann Mensch nichts abgeben möchte. Um „Überfälle“ von Möwen zu minimieren, helfen nur strikte Fütterungs­verbote. Diese existieren bereits in verschiedenen Küsten­orten und Hanse­städten, zum Beispiel in Warnemünde und Wismar.


Schon gewusst?

Möwen können, im Gegensatz zu Menschen, Meerwasser trinken und in Süßwasser umwandeln. Das überschüssige Salz aus dem Meerwasser „weinen“ die Tiere über Drüsen­öffnungen in Augennähe dann einfach wieder aus.

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)