Die Hanse

Die Wurzeln der Hanse (althochdt. Hansa: Schar, Bund) liegen in der Mitte des 13. Jahr­hunderts. Aus einem anfänglichen Kaufmanns­bund wurde ein Städte­bund nieder­deutscher Städte, die einen regen Handel zwischen West- und Osteuropa begannen. Seine vorrangigen Ziele bestanden in der Sicherung der Handels­wege über die Ostsee, dem Ausbau der Privilegien in anderen Staaten und gegen­seitiger Hilfe im Kriegsfall. Die Tätigkeit der Hanse erstreckte sich auf den Norden Deutschlands und den gesamten Ostseeraum.

Der Hanse gehörten etwa 70 Städte fest an. An der deutschen Ostsee­küste waren das zum damaligen Zeitpunkt Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Demmin, Anklam, Stettin, Danzig und Riga.

Hansestadt Lübeck
Hansestadt Lübeck
Kogge Lisa von Lübeck
Kogge Lisa von Lübeck
Koggen Ubena von Bremen und Wissemara
Koggen Ubena von Bremen und Wissemara

Weiterhin zählten zur Hanse etwa 100 bis 130 Mitglieder, die dem Städte­bund locker verbunden waren. Die genaue Zahl und wer dazu gehörte, lässt sich heute nicht mehr sagen. Es bestand eigenartiger­weise kein offizielles Verzeichnis.

Der Erfolg der Hanse war darauf zurück­zuführen, dass sie sich ausschließlich zur Verfolgung ihrer wirtschaftlichen Interessen von Fall zu Fall mit anderen Städten verbündete und sich aus der Macht­politik der Staaten heraushielt.

Die Hanse wurde sehr mächtig und konnte enormen wirtschaftlichen Druck ausüben. Widerstände, z. B. der norwegischen Kaufleute, wurden mit Handels­blockaden aufgeweicht. Ungeliebte Konkurrenten, wie die englischen Handels­leute, erhielten Einfahrts­verbote in den Ostseeraum.

Aufgrund ihres Wohlstands waren die Städte in der Lage, ihren Landes­herren Kredite zu gewähren, die ihnen dafür wiederum Privilegien zusicherten. Der Handel mit Getreide, Fischen (vor allem Hering), Butter, Tuchen und Salz führte die Hanse bis nach Russland im Osten, Norwegen im Norden, nach England, den Niederlanden und Belgien im Westen sowie Venedig und Italien im Süden.

Karte Handelsrouten der Hanse

Übersicht: Handel auf dem Land- und dem Seeweg

  • 1 Island: Wolle, Jagdfalken
  • 2 Norwegen: Stockfisch
  • 3 Schweden: Erze, Holz, Heringe
  • 4 Russland: Pelze, Häute, Wachs, Leder, Pferde, Pech
  • 5 Dänemark: Butter, Vieh
  • 6 England: Wolle, Tuch
  • 7 Italien und Spanien: Seide, Glas, Südfrüchte, Wein, Reis, Pergament, Zucker, Schwefel, Olivenöl, Rosinen
  • 8 Flandern und Niederlande: Tuche, Metall­waren, Keramik, Butter
  • 9 Norddeutschland: Salz, Silber, Eisen, Bier, Hopfen, Malz, Bernstein, Getreide
  • 10 Süddeutschland: Kramwaren, Barchent, Leinwand, Papier
  • 11 Polen: Getreide, Holz, Flachs
  • 12 Böhmen und Ungarn: Silber, Gold, Salz, Wein, Kupfer

Im 16. Jahrhundert wurden Amerika und damit neue Seewege entdeckt. Der Handels­schwerpunkt verlagerte sich nach Westen auf den Übersee­handel und schwächte die Hanse zunehmend. Es fehlte der Hanse Geld für den eigenen Schutz. Sie konnte den Landes­herren keine Kredite mehr zahlen und verlor ihre Privilegien. Die Stadt­rechte wurden ebenfalls eingeschränkt.

Den endgültigen Untergang der Hanse besiegelte die Abtretung der Städte Wismar und Stralsund an Schweden im Dreißig­jährigen Krieg.


Wussten Sie, dass auch „hänseln“ etwas mit der Hanse zu tun hat?

Um damals in den Bund der Hanse aufgenommen zu werden, mussten Kaufleute zunächst das Ritual des „hansens“ oder auch „hänselns“ über sich ergehen lassen – eine Reihe derber Scherze, Streiche oder Mutproben. Eine harmlose Variante war hier noch das Tauchbad in eiskaltem Wasser. Später wich dieses Ritual zugunsten materieller Zuwendungen, um sich der Gemeinschaft als „würdig“ zu erweisen.
Heute ist das „hänseln“ in der früheren Form nahezu vergessen, es ist als „foppen“ oder „necken“ in den allgemeinen Sprach­gebrauch über­gegangen. Vielerorts hat sich aber der sogenannte „Einstand“ erhalten, wenn jemand neu zu einer bestehenden Gruppe hinzukommt.

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)