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Gesehen auf https://www.ostsee.de/schon-gewusst/algenwein.php am 21.12.2024
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Warum der Kieler „Algenwein“ nicht „Algenwein“ heißen darf
Zufällig das Licht der Welt erblickt: Der „Algenwein“ aus der Ostsee
Wie die Geschichte hinlänglich beweist, hat „Freund Zufall“ schon oft einen ganz entscheidenden Wink für
die eine oder andere bedeutende Erfindung gegeben. Man denke nur an die Erfindung des Porzellans,
Penicillins oder des Röntgenapparates – heutzutage ganz alltägliche Dinge, damals aber noch nicht
einmal ein bloßes Hirngespinst.
Auch im Fall des Kieler Algenweins hat der Zufall eine große Rolle gespielt: Vor Jahren haben die Kieler
Meeresbiologen der Firma oceanBASIS ein Verfahren entwickelt, bei dem die Wirkstoffe der Braunalge
mittels Fermentation extrahiert werden. Auf diese Weise entsteht aus dem „Zuckertang“ Alkohol.
Für eine Überraschung sorgte aber ein zu lange gelagerter Extrakt von Ostseealgen, der – schon fast
vergessen – von den Meeresbiologen wiederentdeckt wurde. Das Fass duftete nach Sherry und der
Extrakt erinnerte mit seiner samtbraunen Färbung an gereiften Wein. Der Grund war schnell gefunden:
Weil das Fass ein Loch hatte, gelangte Sauerstoff an den Algenextrakt – geboren war der „Algenwein“.
Ein Gläschen in Ehren...
... kann ja bekanntermaßen niemand verwehren. Die Kieler Meeresbiologen von oceanBASIS fanden
heraus, dass eine Flasche des „Algenweins“ den Vitalstoffbedarf eines Erwachsenen für drei Wochen
deckt. Täglich ein bis zwei Gläser des ungewöhnlichen Tröpfchens spenden lebensnotwendige
Substanzen, wie Spurenelemente, Mineralien und Vitamine.
Außerdem geht man davon aus, dass der „Algenwein“ das Immunsystem stärkt, den Darm reinigt und den
Körper entschlackt. Seine insgesamt 13 Promille sorgen ganz nebenbei für ein ziemlich authentisches
Weinerlebnis, das allen „klassischen“ Weinsorten in nichts nachsteht...
Kieler Gourmets trinken ihn allerdings nicht nur, sondern benutzen ihn auch zum Kochen, zum Beispiel zum
Ablöschen von Garnelenragouts, zum Abschmecken von Salatsoßen oder als Grundlage für Sorbets.
„Algenwein“ ist nicht gleich Algenwein
So zufällig die Entdeckung des Weins war, so unerwartet tauchten auch die Probleme in Zusammenhang mit
der Namenssuche für das Getränk auf. Der naheliegendste und treffendste Name – „Algenwein“ – darf
laut EU-Richtlinie für den edlen Tropfen nicht verwendet werden. Denn nur Getränke, die aus Trauben
gewonnen wurden, dürfen als „Wein“ bezeichnet werden. Also heißt der „Algenwein“ nun schlicht und
einfach „Laminaria – alkoholhaltiges Getränk auf Algenbasis“.
Und wie so oft: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte! Sprachwissenschaftler der
Universität Tübingen haben das Wort „Algenwein“ in ihre Datenbank für sprachliche Neuschöpfungen
(„Neologismen“) aufgenommen.
(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)