Seit die Menschen sesshaft und die Orte größer wurden, mussten auch die einzelnen Straßen Namen bekommen. Neben Dorf- oder
Hauptstraße nannte man sie nach den ansässigen Gewerken, wichtigen Persönlichkeiten, die dort wohnten, oder pragmatisch
nach örtlichen Gegebenheiten. So entstanden z. B. die Müller- und die Schmiedestraße, der Bürgermeisterweg oder die
Kirchenallee.
Manchmal schien aber auch der Volkswitz entscheidend gewesen zu sein und aus heutiger Sicht kuriose, manchmal auch deftige
Namen setzten sich durch.
„Arschkerbe“: „Erschkarne“, übersetzt ins Hochdeutsche „Arschkerbe“, war früher ein Name für enge, düstere,
schmutzige Gassen... So hieß auch lange Zeit die kleine Gasse zwischen Papenstraße und Frankenstraße. 1624 wurde sie umbenannt.
Der einzige bekannte Grund: Niemand wollte „in der Arschkerbe“ wohnen. Seitdem heißt sie Karrenstraße...
Heute erinnert nur noch die kleine Figur mit dem nackten Hintern an der Ecke der Frankenstraße an die frühere Bezeichnung.
„Unnütze Straße“: Manchen Straßen haftet ein schlechter Ruf an. Eine Straße, in der im Mittelalter die Prostituierten ansässig waren, nannte man: „Nüttze Strate“. Mit dem Gewerbe musste auch der Name weichen und man entschied sich für eine bewusste Falschschreibung: Aus ihr wurde die „Unnütze Straße“.
„Mörderstraße“: Die Straße wurde 1311 erstmals erwähnt und hatte natürlich nichts mit Mördern zu tun, sondern mit einem alten Adelsgeschlecht. Im Laufe der Jahre erinnerte sich niemand mehr an die Stralsunder Ratsfamilie und die ursprüngliche Namensherkunft ging verloren. Irgendwann störte man sich an dem falschen Bezug und erweiterte den Namen auf „Henning-Mörder-Straße“. Seitdem erinnert die Straße an einen Stralsunder Bürgermeister.