Gesehen auf https://www.ostsee.de/insel-usedom/bockwindmuehle-pudagla.php am 21.11.2024
Bockwindmühle Pudagla
Liebhaber alter Mühlen kommen in Pudagla auf der Insel Usedom voll auf ihre Kosten.
Auf einem Hügel steht eine funktionstüchtige Bockwindmühle, die schon 1673 in der
Ortschronik von Pudagla erwähnt wurde. Damals besaß Joachim Schröder den „Erb- und Kaufcontract“
für diese Mühle.
Am 30. Oktober 1779 kaufte der Müllermeister Jacob Schmidt die Mühle, die über einen
Roggenmahlgang und zwei Grützstampfen verfügte, mit Gerätschaften und Ländereien für
1 000 Taler von seinem Stiefvater.
Dieser Kauf wurde durch eine „Allerhöchste Confirmation“ der Pommerschen Kriegs- und Domänenkammer
im Jahre 1789 bestätigt.
Bis zum Jahre 1810 bestand Mahlzwang. Alle Bauern mussten im Einzugsbereich der Domäne Pudagla ihr Korn bei besagter Mühle mahlen lassen. 1937 wurde der Mahlbetrieb eingestellt.
Die Mühle diente von 1962 bis 1991 als Feriendomizil. 1991 erwarb ein Mühlenliebhaber die
Mühle mit allen Ländereien. Aufgrund der wachsenden Instandsetzungskosten verkaufte
dieser die Mühle 1996 für eine Deutsche Mark an die Gemeinde Pudagla.
Mit Fördermitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern konnte die baufällige Mühle 1997 saniert werden. Die
Reste der alten Mühle wurden im April demontiert, alle Teile im Beisein des Denkmalschutzes
nummeriert und in eine Zeichnung eingetragen. Die noch brauchbaren Teile brachte man in die
Werkstatt nach Rahden. Dort wurde die Mühle aufwändig restauriert.
Auf drei Lastzügen und mit einem Gesamtgewicht von ca. 65 Tonnen trat die Mühle die Heimreise
an. Am 25. Oktober 1997 feierte die Gemeinde mit dem Sozialminister, dem Landrat und
vielen Gästen die Wiedereinweihung.
Jedes Jahr lädt der Verein „Freunde der Bockwindmühle Pudagla“ zu Mühlenfesten und Mühlenmärkten ein. Dann wird gemahlen, gebacken, probiert und gezeigt – Sie erleben altes Handwerk hautnah!
Die Bockwindmühle ist der älteste Windmühlentyp in Europa. In Belgien und Nordfrankreich mahlten sie bereits im zwölften Jahrhundert, in Deutschland erst ab 1400.
Den Namen verdankt die Mühle ihrem Untergestell, dem Bock. Dieser Ständer aus wuchtigen Balken trägt das gesamte Mühlenhaus. Das Gehäuse ist mit dem Mahlgang, dem Getriebe und den Müllereimaschinen um den senkrecht stehenden Hausbaum drehbar.
Die Mühle wird mit einem langen Hebel, dem Stert, mittels Winde und den um die Mühle angeordneten Drehpfählen gegen den Wind gedreht. Die Angriffsfläche der Flügel lässt sich durch einschiebbare Klappen und aufgezogene Segel vergrößern.
Bereits im 16. Jahrhundert wurden die Bockwindmühlen in Norddeutschland von der Holländermühle verdrängt. Deutschlandweit gibt es noch etwa 100 historische Bockwindmühlen. Die Bockwindmühle in Pudagla ist die einzige Mecklenburg-Vorpommerns, die noch an ihrem Originalstandort steht.
Öffnungszeiten
Die Mühle ist voraussichtlich bis Mai 2025 in der Winterpause.
Anschrift/Kontakt
(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)