Das Welt-Erbe-Haus in Wismar

Wo sich die Hanse von ihrer schönsten Seite zeigt

Seit 2002 gehören die Altstädte von Stralsund und Wismar zum Welterbe der UNESCO. Beide Städte repräsentieren ideal­typisch entwickelte Stadt­anlagen aus der Blütezeit der Hanse im 14. Jahr­hundert. Monumentale Backstein­kirchen und schmucke Kaufmanns­häuser prägen das seit dem Mittel­alter nahezu unveränderte Stadtgefüge.

Welt-Erbe-Haus, ©TZWismar, Volster
Tapetensaal, ©TZWismar, A. Rudolph
Tapetensaal, ©TZWismar, Volster

Nachdem die Stralsunder Welterbe-Ausstellung 2011 ihre ersten Besucher empfing, eröffnete das Welt-Erbe-Haus in Wismar am 1. Juni 2014 – anlässlich des Welterbe­tages – feierlich seine Türen. Das Besucher­zentrum im historischen Gebäude­ensemble Lübsche Straße 23 ist nach Regensburg und Stralsund das dritte seiner Art in Deutschland und lädt seine Gäste zu einer einzig­artigen Reise in die Vergangenheit ein.

Der Krimi um die wertvollen Tapeten

Unbestrittenes Highlight des Welt-Erbe-Hauses ist der sogenannte „Tapetensaal“: Hier bestaunen Sie eine seltene Wand­verkleidung, die im Jahre 1823 in Paris aus kunst­vollen Papier­drucken und einem Untergrund aus Sackleinen hergestellt wurde. Sie zeigt die „Reise des Telemach auf die Insel der Göttin Calypso“ – eine Geschichte aus der griechischen Mythologie – und bedeckt die 64 Quadrat­meter großen Wandflächen komplett.
Dabei ist es keineswegs selbst­verständlich, dass diese Kunstwerke heute in ihrem nahezu ursprünglichen Zustand bewundert werden können: Im Jahre 1995, als das Gebäude leer stand und zu verfallen drohte, rissen Diebe die Drucke von den Wänden und flüchteten mit ihrer Beute. Glück im Unglück: Nur kurze Zeit später fand man die zusammen­gerollten Tapeten auf einem Parkplatz wieder.
Da die Tapeten danach neben den Nutzungs­spuren von 200 Jahren auch stark verschmutzt waren sowie Knicke und Brüche aufwiesen, mussten sie einer aufwändigen Restauration unterzogen werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Heute erstrahlen die Tapeten wieder in ihrem früheren Glanz.
Fragmente des gleichen Tapetenzyklus sind neben Wismar nur in den Museums­beständen des Metropolitan Museum in New York und im Victoria and Albert Museum in London zu finden.

Ausstellung, ©TZWismar, A. Rudolph
Audioguide, ©TZWismar, A. Rudolph
Ausstellung, ©TZWismar, A. Rudolph

Weitere Glanzpunkte erleben

Ein weiteres Highlight auf dem Rundgang durch das Welt-Erbe-Haus stellt die Intarsie des Stadt­grundrisses auf dem Fußboden des Welterbe-Raumes dar. Nehmen Sie Platz auf den stadtmauer­artig umlaufenden Bänken und erfahren Sie über Hörstationen Wissens­wertes zur Geschichte des Hauses, zum Thema „Welterbe“ allgemein und warum die Altstädte von Stralsund und Wismar auf dieser exklusiven Liste stehen!
In einem Welterbe-Panorama werden internationale Beispiele für Natur- und Kultur­erbe vorgestellt. Weitere interessante Bestand­teile der Ausstellung sind die Schauflächen „Bürger bauen ihre Stadt“, „Häuser erzählen Geschichte“, „Regeln formen diese Stadt“, „Handel bringt Wohlstand“ und „Kaufleute erfinden das Dielenhaus“.
Seit dem 1. März 2016 erwartet Besucher außerdem eine Filmstation, die in einem sieben­minütigen Streifen die wechsel­volle Geschichte der Panorama­tapete dokumentiert.
Der Film zeigt die Restaurierung der Tapete nach ihrem Raub und den anschließenden Wieder­einbau in den Tapetensaal. Die Dokumentation ist in deutscher und englischer Sprache zu sehen.


Historie des Gebäudes:

1351 älteste Datierung für Teile des Dachstuhls
1923 Die Wismarer Kaufmanns-Kompagnie, eine Vereinigung der Kaufleute und Brauer, erwirbt das Haus von den Erben des Justizrates Dr. Oskar Lembke.
1924 Die Lübsche Straße 23 wird als „Haus der Kaufmanns-Kompagnie“ eröffnet.
Nach 1945 Das Gebäude wird zum „Haus der Kultur“ und Sitz des Kulturbundes.
Ab 1990 Nach dem Mauerfall geht das Haus in den Besitz des Bundes über. Es bleibt ungenutzt und verfällt.
Ende 1995 Diebe entwenden die wertvollen Wanddrucke aus dem Tapetensaal. Sie werden wieder­gefunden und ins Archiv gebracht.
2004/2005 Die Hansestadt Wismar erwirbt das Gebäude und führt mit Städte­bau­fördermiteln von 500.000,- € dringende Sicherungs­maßnahmen durch.
2011 Beginn der Hochbauplanungen
2012 Beginn der Ausstellungsplanungen
2012-2014 Das Gebäudeensemble Lübsche Straße 23 wird umfassend saniert.
2014 Das östliche Giebelhaus Lübsche Straße 23 feiert am Welterbetag (01.06.14) als „Welt-Erbe-Haus“ seine Wiedereröffnung.
2014 Die Tourist-Information Wismar zieht am 04.11.14 in das westliche Giebelhaus Lübsche Straße 23.

Öffnungszeiten

Oktober bis März
täglich von 10:00 – 16:00 Uhr

April bis September
täglich von 09:00 – 17:00 Uhr

Anschrift/Kontakt

Welt-Erbe-Haus Wismar
Lübsche Straße 23a
23966 Wismar

03841 22529102

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)