Erfinder des Strandkorbes

Erfinder des Strandkorbes Wilhelm Bartelmann
Wilhelm Bartelmann

Wilhelm Bartelmann (1845-1930), seinerzeit Hof-Korbmacher­meister, fertigte 1882 auf Wunsch einer rheuma­kranken Dame eine Sitz­gelegenheit für den Strand, in der sie die heilende Seeluft geschützt vor Wind und Sonne genießen konnte.

Es entstand der sogenannte „Einsitzer“, der von Spöttern zunächst auch als „aufrecht stehender Wäschekorb“ bezeichnet wurde. Doch schnell gab es eine große Nachfrage. Bereits im nächsten Jahr, 1883, baute Bartelmann ein Modell für zwei Personen.
Im Sommer 1883 eröffnete seine Frau, Elise Bartelmann, die erste Strandkorb­vermietung der Welt in der Nähe des Warnemünder Leuchtturms.

1897 entwickelte Bartelmanns ehemaliger Lehrling Johann Falk ein Modell mit verstell­barer Rücken­lehne, den sogenannten „Halblieger“.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Geschäfte der Familie Bartelmann in Dierhagen, Müritz, Graal, Warnemünde, Brunshaupten und Ahrendsee (heute Kühlungsborn), sowie Alt-Gaarz (heute Rerik).

Familie im Strandkorb in den 1940er-Jahren
Familie im Strandkorb, um 1935
Pferdefuhrwerk mit Strandkörben
Pferdefuhrwerk mit Strandkörben
Mietschein für einen Strandkorb
Mietschein für einen Strandkorb

Erst in den 1920er-Jahren eroberte der Strandkorb in großer Zahl die Strände. Reich geworden ist die Familie Bartelmann dabei nicht, Wilhelm Bartelmann meldete kein Patent an.

Der Strandkorb erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Sie finden ihn heute im Binnenland, in Gärten, auf Terrassen und in Winter­gärten. Er wird nach Österreich, Holland, Spanien, in die USA und die Schweiz exportiert.

Die Korbmöbel gibt es in verschiedenen Breiten vom Ein- bis zum Dreisitzer, in der eckigen Nordseeform oder der runden Ostseeform.

Zu den berühmtesten Strandkorb­bildern gehört vermutlich das der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrie­nationen und Russlands zum G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm: Zum sogenannten „Familienfoto“ nahmen sie in einem extra angefertigten Achtsitzer Platz.


Vorläufer des Strandkorbs

Bereits im 17. und 18. Jahrhundert kamen Sitzmöbel zum Einsatz, die den heutigen Strandkörben durchaus ähnlich sahen. Zum Beispiel sind auf Gemälden nieder­ländischer Maler geflochtene Weiden­sessel mit hoch­gezogenem Rückenteil und halbrund nach vorne gebogenen Seiten und überdeckte Stühle abgebildet. Bevorzugt ältere Damen und Herren nutzten diese Möbel, um sich vor Zugluft in großen kalten Räumen in Bürger- und Bauern­häusern und Schlössern zu schützen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten deutschen Seebäder. Zur „Einhaltung der Sittlichkeit“ wurden See­badeanstalten eingerichtet. Um im Meer zu baden, nutzte man Bade­hütten und Bade­karren. Durch die zunehmend touristische Badekultur kamen neben Strand­hütten auch Strand­zelte und später auch überdeckte Strand­stühle zum Einsatz.

Das früheste schriftliche Dokument über einen Strandkorb ist wahrscheinlich ein 1871 veröffentlichtes Musterbuch des Korbmachers Ernst Karl Nikolaus Freese. Ein weiteres Schriftstück aus dem nieder­ländischen Staats­archiv aus dem Jahr 1875 dokumentiert die Bestellung von Ein- und Zwei­sitzern bei Handwerkern auf Norderney.

Strandkorberfindung

Vermutlich ließ sich Wilhelm Bartelmann von Zeichnungen in Freeses Musterbuch inspirieren. Doch trotz der Vorgänger­modelle gilt der Rostocker Hof-Korbmacher­meister als Erfinder des Strandkorbs, da er den „Strandkorb“ kontinuierlich weiter­entwickelte: Er baute binnen kurzer Zeit einen Zweisitzer und verschaffte den Möbeln mit Details wie Markisen, Fußstützen und Seiten­tischen zunehmend Bequemlichkeit und Komfort.
Die Nachfolger seines Prototyps standen bereits innerhalb weniger Jahre an vielen Stränden der Ost- und Nordsee.

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)