Tonnenabschlagen

Jedes Jahr findet in mehreren Orten auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst das „Tonnenfest“ oder auch „Tonnen­abschlagen“ statt. 2017 wurde das Tonnen­abschlagen in die Liste des immateriellen Kultur­erbes der UNESCO aufgenommen.

Festumzug durch den Ort
Festumzug durch den Ort
Sammeln der Reiter
Sammeln der Reiter
Vorstellung der Tonnenbrüder
Vorstellung der Tonnenbrüder

Eine Musik­kapelle führt den bunten Umzug durch den Ort zur geschmückten Festtags­wiese. Der ganze Ort scheint auf den Beinen zu sein. Die heraus­geputzten Pferde sind dabei nicht weniger aufgeregt als ihre Reiter. Ein mit Bändern und Eichenlaub verziertes Holzfass, das früher zum Einlegen der Salzheringe benutzt wurde, wird in die Höhe gezogen. Der Vorreiter prüft die richtige Hängung – nun kann es endlich losgehen. Die Reiter haben die Aufgabe, im Galopp das Fass mit einem schweren Hartholz­knüppel zu zerschlagen.

Wer als erster vom Pferd fällt, ist Sandkönig und erhält einen Strohkranz. Bodenkönig für ein Jahr wird derjenige, bei dessen Schlag das letzte Stückchen des Bodens herausfällt.
Nun wird der Stäbenkönig ermittelt. Wer es schafft, das letzte Stück der Stäben abzuschlagen, darf sich für ein Jahr so nennen. Beide dürfen zwar noch mitreiten, aber nicht mehr schlagen.

Das Tonnenabschlagen in vollem Gange
Das Tonnenabschlagen in vollem Gange
Wer wird Tonnenkönig?
Wer wird Tonnenkönig?
Tonnenball am Abend
Tonnenball am Abend

Nach einer kleinen Pause geht’s um den Rest der Tonne. Der durch ein Holzkreuz versteifte Oberboden macht die Sache nicht leichter. Es kann mitunter Stunden dauern, bis sich endlich das letzte Holz­stückchen löst. Das geschieht dann aber unter tosendem Beifall und der Tonnenkönig ist gefunden.

Am Abend wird zünftig zum Tanz aufgespielt und der neue Tonnenkönig feuchtfröhlich gefeiert.

Eine kleine – zeitliche – Ausnahme macht das Fastnachts­tonnen­abschlagen in Born am dritten Samstag im Februar. Das Winter­vergnügen beginnt mit dem traditionellen Umzug. Kostümierte Reiter aus der ganzen Region ziehen durch das geschmückte Dorf.
Ab 14:30 Uhr startet das Tonnen­abschlagen auf der Festwiese, kostümierte Kinder wetteifern beim Kinder­tonnen­abschlagen. Die schönsten Kostüme werden prämiert, bunte Unterhaltung und gastronomische Versorgung runden das Geschehen ab.
Abends findet der öffentliche Fastnachts­tonnenball statt, auf dem die Tonnenkönige gefeiert werden.


Diese Volksfeste erfreuen sich auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst großer Beliebtheit. Seien Sie dabei, wenn es wieder heißt: Wer wird dieses Jahr Tonnenkönig?

Fastnachtstonnenabschlagen

Born – 3. Samstag im Februar

Traditionelles Tonnenabschlagen

Wieck – 4. Sonntag im Juni
Wustrow – 2. Sonntag im Juli
Ahrenshoop – 3. Sonntag im Juli
Prerow – 4. Sonntag im Juli
Born – 1. Sonntag im August
Dierhagen – 2. Samstag im August

Bezirkstonnenabschlagen

Das Bezirkstonnenabschlagen findet einmal jährlich zu unterschiedlichen Terminen abwechselnd in den Orten Wustrow, Ahrenshoop, Born, Wieck und Prerow statt.

mehr Infos

Die Legende sagt...

Das Tonnenabschlagen wurde vermutlich von den Schweden während ihrer Besetzung Vorpommerns von 1648 bis 1815 eingeführt. Über­lieferungen zufolge ist das traditionelle Tonnen­abschlagen zumindest als das älteste Brauchtum der Darß-Dörfer bekannt. Eine Verbindung zwischen dem skandinavischen Volksbrauch und dem nord­deutschen Tonnen­abschlagen ist belegt und es ist davon auszugehen, dass sich das Tonnen­abschlagen aus den mittel­alterlichen Reiter­spielen entwickelt hat.
Als widerlegt gilt die Vermutung, es wäre vor Freude über den Abzug der Schweden aus Pommern im Jahre 1815 erstmals gefeiert worden.

Auf jeden Fall hat das Fest seit Jahrhunderten Tradition und wird in den Orten der Halbinsel zur Freude der zahlreichen Zuschauer jedes Jahr zelebriert. Nur in den 1960er-Jahren gab es in einigen Orten Unterbrechnungen, weil es in der DDR schlichtweg an Pferden mangelte.

(alle Angaben ohne Gewähr, Änderungen vorbehalten)